Die Geschichte dreht sich über den Auf- und Abstieg des New Yorkers Jordan Belfort (Leonardo DiCaprio) Ende der 80er, ein Aktienhändler und Betrüger der skrupellos ahnungslose Anleger am anderen Ende der Telefonleitung verarscht und satte Gewinne verspricht, letztlich aber nur egoistisch handelt um seine Geldbörse fett zu füllen um in Saus und Braus zu leben. Wertpapiere am laufenden Band vertickern oder besser gesagt: Scheiße als Geld verkaufen und sich gut gehen lassen. Diesen Belfort gibt es wirklich, der Film basiert auch auf seinen Memoiren. Belfort hat seine Strafe (wenn auch nur lächerlich kurz) abgesessen und ist jetzt eine Art Motivationstrainer, für was auch immer. Für die Großleinwand ist seine Geschichte übrigens von Terrence Winter adaptiert, der war schon als Drehbuchautor für bahnbrechende Serien wie THE SOPRANOS oder BROADWALK EMPIRE zuständig.
Der Film schert sich einen Dreck um Moral und Anstand. Es
geht um das schnelle Geld, die ‚Blödheit‘ der Anleger, die sich über den Tisch
ziehen lassen und reichlich viel Hedonismus. Die Entscheidung, den Stoff so
aufleben zu lassen ist gut gewählt, denn 1. Das Alles hat sich wohl tatsächlich
mehr oder weniger damals so abgespielt und 2. Der Film langweilt trotz
Überlänge nicht. Außerdem bezieht sich die Geschichte noch lang vor der
Finanzkrise im Jahr 2007. Wer was Ernstes über diese Thematik sehen will, der
kann sich das prominent besetzte Drama DER GROSSE CRASH - MARGIN CALL von 2011 oder
die sehenswerte und Oscar prämierte Dokumentation INSIDE JOB aus dem Jahr 2010 anschauen.
In THE WOLF OF WALL STREET sehen wir teils sehr komische und
seltsame Sachen auf der Leinwand, wie z.B. ein sinnloses werfen in der
Mittagspause von Kleinwüchsigen auf eine Zielscheibe, es wird oft obszön
geflucht, viele Hetero- und eine Homo Orgie, immer wieder Titten natürlich, versuchte
Bestechungen an FBI-Agenten, es wird Kokain in alle möglichen Körperöffnungen
geblasen. Geilheit und Exzesse ohne Ende und selbstverständlich viele
Dollar-Scheine, das es einem schwindelig wird, denn: „Kohle ist die geilste
Droge überhaupt!“. Drogenkonsum von einer verbotenen Pille namens „Ludes“, die
es heute gar nicht mehr gibt, die DiCaprio und Jonah Hill in einer urkomischen
und gelungenen Szene kriechend und lähmend auf dem Boden ihrem Schicksal
überlässt, das schaut sehr bizarr und ulkig aus.Matthew McConaughey, der letztes Jahr ein sehr gutes Händchen für interessante und prestigeträchtige Rollen bewiesen hat, sagt hier in einem Kurzauftritt auch unverblümt: „Kokain und Nutten sind der wesentlichste Schlüssel zum Erfolg und nur so könnte man diesen gottverdammten Job erledigen!“. Jawohl, täglich Koks konsumieren und wenn gerade keine Nutte zu Verfügung steht, einfach mehrmals am Tag masturbieren, so heißt die Wunderformel. Jonah Hill, der hier für seine Rolle als bester Nebendarsteller für den Oscar nominiert ist, macht seinen Job als DiCaprios Geschäftspartner Donnie auch sehr gut und durchweg unterhaltsam. In Nebenrollen sind ebenfalls Jean Dujardin (THE ARTIST) als Schweizer Bankier und Kyle Chandler als unbestechlicher FBI-Agent zu sehen. Neu und unbekannt für mich ist dagegen die sehr attraktive Frau an DiCaprio Seite Naomi, gespielt von der australischen Jung-Schauspielerin Margot Robbie. Die sollten wir uns vormerken, ich schätze von ihr kommt noch mehr zukünftig.
Ich möchte hier noch eine Lanze für Leonardo DiCaprio
brechen. Von vielen immer noch belächelt als ewiger TITANIC-Milchbubi mit
Babyface und Teenie-Idol, hat er wie kaum ein anderer die letzten Jahre einen
dermaßen guten Riecher und Lauf für beachtliche Rollen hingelegt und ich möchte mich auch soweit aus dem Fenster lehnen und behaupten,
dass er aktuell zu den besten Charakterdarstellern in Hollywood gehört.
Sicherlich hat Scorsese auch damit was zu tun, die Beiden haben schon fünf
abendfüllende Spielfilme miteinander gedreht. Aber auch INCEPTION, ZEITEN DES
AUFRUHRS oder DJANGO UNCHAINED sind großartig mit ihm in der Hauptrolle. Wer
weiß, vielleicht reicht’s ja diesmal für den Oscar als Kotzbrocken Jordan
Belfort, wir werden sehen.
Aber zurück zum Wesentlichen. Man hat ständig das Gefühl,
das Scorsese seine Figuren nicht wirklich ernst nimmt und sie gnadenlos ihren
Trieben, der Bösartigkeit und der ständigen Gier nach more! more! more! einfach
agieren lässt um sie letztlich ihrer eigenen Absurdität zu entlarven und das
mit voller Absicht. Sieht aus wie Slapstick und ich sehe Scorsese hinter der
Kamera mit einem Grinsen im Gesicht. Ehrlich, so ein zynisches und versautes
Werk von ihm auf seine alten Tage habe ich nicht unbedingt erwartet, um so
überraschter war ich dann nach Verlassen des Kinos.
Martin Scorsese, dieses Genie, das uns so zeitlose Meisterwerke
wie TAXI DRIVER, WIE EIN WILDER STIER oder GOODFELLAS beschert hat, hat’s immer
noch drauf. Und er hat in DiCaprio seinen neuen Robert De Niro gefunden.
Wenig oder kaum Drama, dafür bunter, ordinärer und kompromissloser
rabenschwarzer Humor ohne Scham bis zum Abwinken. Ein frecher und bewusst überdrehter
Film, der wirkt, wie auf Speed. Ich
habe mich jedenfalls bestens amüsiert.
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