Sonntag, 23. Februar 2014

American Hustle (2014)

Das ist er, der MUST-SEE Film zur aktuellen Award-Saison und OSCAR-Favorit mit satten 10 Nominierungen und den begehrten Big-Five (Bester Film, Regie, Hauptdarsteller, Hauptdarstellerin und Drehbuch). Die Big-5 Auszeichnungen haben nur drei Filme in der bisherigen Oscar Geschichte erhalten: beginnend 1935 mit ES GESCHAH IN EINER NACHT, 1976 EINER FLOG ÜBER’S KUCKUCKSNEST und schließlich 1992 DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER. Alles wundervolle und grandiose filmische Meisterwerke, unbestritten, zwei davon sind sogar meine persönlichen Lieblingsfilme Aller Zeiten, nämlich KUCKUCKSNEST (#2) und LÄMMER (#1). Aber zu diesen wird sich AMERICAN HUSTLE ganz sicher nicht einreihen. Allerorts hochgelobt wird zwar das neueste Werk von David O. Russell, vom ‚Kultfilm‘ ist sogar die Rede, mit reichlich bekannten Stars gespickt. Dann ist dieser auch noch in Deutschland am meinen Geburtstag gestartet, ob das wohl ein gutes Omen ist? Na gut, ich schreibe es gleich vorweg: AMERICAN HUSTLE ist kein schlechter Film, aber richtig super gefallen hat er mir nicht. Da bin ich wohl mit zu hohen Erwartungen ins Kino gegangen. Der Oscar-Buzz erweist sich eben manchmal als doch nicht so recht einladend und befriedigend. Worum geht’s?

Der Trickbetrüger Irving Rosenfeld (Christian Bale) und seine Geliebte Sydney Prosser (Amy Adams)  führen Betrugsgeschäfte durch, bis sie eines Tages vom FBI-Agenten Richie DiMaso (Bradley Cooper) überführt und gezwungen werden mit ihm zusammen zu arbeiten, um andere Gauner dingfest zumachen und um mildernde Umstände zu bekommen. Ins Visier derer fällt auch der einflussreiche Politiker Mayor Carmie Polito (Jeremy Renner), dem Bestechlichkeit nachgewiesen werden soll. Das lockt auch die Mafia mitsamt dem Unterwelt-Boss Victor Tellegio (Robert De Niro) auf den Plan, der mit einem dubiosen Einbürgerungsgeschäft eines vorgetäuschten wohlhabenden Scheichs seitens Rosenfeld und des FBI Geld scheffeln will, fängt die Tarn-Fassade langsam an zu bröckeln. Letztlich gibt es da aber noch Rosenfelds Frau Rosalyn (wunderbar: Jennifer Lawrence) die hier zu viel ausplaudert und so einiges bewegt, was nicht unbedingt allen der beteiligten Protagonisten schmeckt und zum erhofften Happy-End führen wird.

Die Geschichte liest sich schon mal gar nicht so schlecht und durchaus raffiniert, hat aber so ihre Schwächen und verliert den Reiz relativ flink. Einer der besten Szenen sehen wir dann gleich ganz zu Anfang, als sich der etwas zu übergewichtige Christian Bale mühevoll seine falschen Haare aufklebt: „Ein gelungener Auftritt ist das Wichtigste!“, sagt er. Was aber folgt sind dann viele, sehr viele Dialoge und etwas Fadheit zwischendurch. Die Spannung spürte ich erst wieder beim Auftritt von Robert De Niro und dann kurz noch vor dem Finale. Der Versuch, den Film mit den Attributen Korruption, Geldgier, Eifersucht, Verrat, Neid, Liebe und was wirklich Falsch oder Echt ist zu füllen gefällt bedingt, aber nicht vollkommen, auch wenn mir klar ist, dass dieser bewusst damit spielen will. Meistens wird es aber erst aufregend, wenn Jennifer Lawrence auf der Bildfläche erscheint, die hier etwas ‚Leben‘ in das Ganze einhaucht und der ich hier den Oscar sogar noch mehr gönnen würde, als letztes Jahr für SILVER LININGS PLAYBOOK (ebenfalls ein David O’Russell Film).

Daumen hoch dagegen für die ideale Ausstattung und die Kostüme, alles sieht hier so schön/scheußlich aus, wie es eben in den knalligen und geschmacksfreien 70ern üblich war, da haben die Verantwortlichen sehr gute Arbeit geleistet. Dramaturgisch gesehen ist der Film allerdings eine Enttäuschung. Das Drehbuch ist zwar gut, geht aber nicht in die Tiefe und ist atmosphärisch eher dürftig. Am Ende schließt sich erzähltechnisch zwar der Kreis, aber das hat mich dann nach 138 Minuten auch nicht mehr wirklich umgestimmt. Prächtig dagegen der gekonnt eingesetzte Soundtrack, hier werden sowohl Duke Ellington, Donna Summer als auch Paul McCartney bzw. Wings geehrt und ins Geschehen gekonnt beifügt.

AMERICAN HUSTLE ist in erster Linie, wie bei den allermeisten David O’Russells Werken ein Schauspieler-Film, das auf dem Kinoplakat sehr schick ausschaut und im Abspann wirken alle Beteiligten prima besetzt, die Charaktere versprechen zudem auch reichlich Originalität und Erlebnisreichtum. Aber die Wahrheit ist, dass einzig allein Jennifer Lawrence hier einen wirklich bleibenden Eindruck am Ende hinterlässt. Sie spielt eine Ehefrau und tickende Zeitbombe und sowas wie eine ‚echte‘ Person, mit der man auch mitfühlen- und fiebern kann. Ich wette, diese Rolle hat ihr O’Russell persönlich auf den Leib geschrieben. Christian Bale, den ich sonst sehr verehre, hat mir hier als Irving Rosenfeld nicht so zugesagt, auch wenn er sich einige Kilos für diese Rolle angefuttert hat, seine Performance hat mich stellenweise sogar richtig gelangweilt, obwohl ich mir bewusst bin, dass sein Spiel zum Film bestmöglich passt, hätte ich mir aber lieber einen anderen Schauspieler für diese Rolle gewünscht. Amy Adams, mit den wunderschönen großen Augen,  ist eine Schauspielerin, die in einigen Filmen richtig gut agiert (THE MASTER) und in anderen mir einfach auf die Nerven geht (JULIE & JULIA). Hier sieht sie zwar in ihren verschiedenen Kleidern immer sagenhaft gut aus, ihr Spiel hat mich aber wie bei Bale eher kalt gelassen, wobei ich Sie einen Tick überzeugender fand als Bale. Die Oscar Nominierungen als beste Hauptdarsteller dieses Jahr für die Beiden sind eindeutig übertrieben und nicht wirklich gerechtfertigt. Da hatten die sehr guten Leistungen letztes Jahr von Tom Hanks in CAPTAIN PHILLIPS und die wunderbare Emma Thompson in SAVING MR. BANKS das große Nachsehen, sehr schade. Sogar  der extrem kleine Auftritt von Robert De Niro als Mafiosi  Victor Tellegio war hier viel beeindruckender und nachhaltiger, als das gesamte Spiel von Bale/Adams, meiner Meinung nach. Bradley Cooper als FBI-Agent mochte ich aber durchaus dann wieder sehr gern sehen (sehr schön die Szene, als er zu Hause mit Lockenwicklern angerufen wird, mitsamt seiner lautstarken Mutter im Hintergrund oder der Ausraster vor seinem Chef), er hat hier neben Lawrence mit die besten Dialoge im gesamten Film. Alle Darsteller haben zuvor schon mal in einem David O’Russell Film mitgewirkt und manchmal ist eben eine ‚Best-Of‘-Fassung nicht die Allerbeste Wahl.
Mich hat AMERICAN HUSTLE unterm Strich nicht wirklich überzeugt, geschweige denn berührt, für mich bleibt THE FIGHTER der beste Film in David O‘ Russells Schaffen bis dato. Warum diese Gaunerkömodie so beliebt geworden ist, verstehe ich nicht ganz, da gab es im letzten Kinojahr andere und viel beeindruckende Beiträge, finde ich. Leider wirkt AMERICAN HUSTLE auch etwas zu sehr selbstverliebt, was mir nur noch mehr übel aufgestoßen ist. Irgendwo habe ich auch gelesen, das der Film einen ‚schrägen‘ Humor besitze. Sorry, aber das stimmt nun wirklich nicht. Als schräg würde ich eher die Werke von Wes Anderson oder Jim Jarmusch bezeichnen. Vielleicht ändere ich meine Meinung und Wertung beim wiederholten Anschauen, wer weiß. Aber eines bin ich mir sicher: Wer ein spätes Meisterwerk sehen will, der die 70er Jahre grandios und bemerkenswert in allen möglichen Blickwinkeln auffängt, der sollte sich unbedingt das hinreißend reizvolle BOOGIE NIGHTS aus dem Jahr 1997 von Paul Thomas Anderson anschauen. AMERICAN HUSTLE wirkte auf mich dagegen wie gefälliger Sex ohne einen bedeutsamen Höhepunkt. Vorerst wirklich gut gemeinte:

06/10
(ohne Lawrence wären es 05/10 geworden).

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