Der Trickbetrüger Irving Rosenfeld (Christian Bale) und seine Geliebte Sydney Prosser (Amy Adams) führen Betrugsgeschäfte durch, bis sie eines Tages vom FBI-Agenten Richie DiMaso (Bradley Cooper) überführt und gezwungen werden mit ihm zusammen zu arbeiten, um andere Gauner dingfest zumachen und um mildernde Umstände zu bekommen. Ins Visier derer fällt auch der einflussreiche Politiker Mayor Carmie Polito (Jeremy Renner), dem Bestechlichkeit nachgewiesen werden soll. Das lockt auch die Mafia mitsamt dem Unterwelt-Boss Victor Tellegio (Robert De Niro) auf den Plan, der mit einem dubiosen Einbürgerungsgeschäft eines vorgetäuschten wohlhabenden Scheichs seitens Rosenfeld und des FBI Geld scheffeln will, fängt die Tarn-Fassade langsam an zu bröckeln. Letztlich gibt es da aber noch Rosenfelds Frau Rosalyn (wunderbar: Jennifer Lawrence) die hier zu viel ausplaudert und so einiges bewegt, was nicht unbedingt allen der beteiligten Protagonisten schmeckt und zum erhofften Happy-End führen wird.
Die Geschichte liest sich schon mal gar nicht so schlecht und durchaus raffiniert, hat aber so ihre Schwächen und verliert den Reiz relativ flink. Einer der besten Szenen sehen wir dann gleich ganz zu Anfang, als sich der etwas zu übergewichtige Christian Bale mühevoll seine falschen Haare aufklebt: „Ein gelungener Auftritt ist das Wichtigste!“, sagt er. Was aber folgt sind dann viele, sehr viele Dialoge und etwas Fadheit zwischendurch. Die Spannung spürte ich erst wieder beim Auftritt von Robert De Niro und dann kurz noch vor dem Finale. Der Versuch, den Film mit den Attributen Korruption, Geldgier, Eifersucht, Verrat, Neid, Liebe und was wirklich Falsch oder Echt ist zu füllen gefällt bedingt, aber nicht vollkommen, auch wenn mir klar ist, dass dieser bewusst damit spielen will. Meistens wird es aber erst aufregend, wenn Jennifer Lawrence auf der Bildfläche erscheint, die hier etwas ‚Leben‘ in das Ganze einhaucht und der ich hier den Oscar sogar noch mehr gönnen würde, als letztes Jahr für SILVER LININGS PLAYBOOK (ebenfalls ein David O’Russell Film).
Daumen hoch dagegen für die ideale Ausstattung und die Kostüme, alles sieht hier so schön/scheußlich aus, wie es eben in den knalligen und geschmacksfreien 70ern üblich war, da haben die Verantwortlichen sehr gute Arbeit geleistet. Dramaturgisch gesehen ist der Film allerdings eine Enttäuschung. Das Drehbuch ist zwar gut, geht aber nicht in die Tiefe und ist atmosphärisch eher dürftig. Am Ende schließt sich erzähltechnisch zwar der Kreis, aber das hat mich dann nach 138 Minuten auch nicht mehr wirklich umgestimmt. Prächtig dagegen der gekonnt eingesetzte Soundtrack, hier werden sowohl Duke Ellington, Donna Summer als auch Paul McCartney bzw. Wings geehrt und ins Geschehen gekonnt beifügt.
AMERICAN
HUSTLE ist in erster Linie, wie bei den allermeisten David O’Russells Werken
ein Schauspieler-Film, das auf dem Kinoplakat sehr schick ausschaut und im
Abspann wirken alle Beteiligten prima besetzt, die Charaktere versprechen zudem
auch reichlich Originalität und Erlebnisreichtum. Aber die Wahrheit ist, dass
einzig allein Jennifer Lawrence hier einen wirklich bleibenden Eindruck am Ende
hinterlässt. Sie spielt eine Ehefrau und tickende Zeitbombe und sowas wie
eine ‚echte‘ Person, mit der man auch mitfühlen- und fiebern kann. Ich wette,
diese Rolle hat ihr O’Russell persönlich auf den Leib geschrieben. Christian
Bale, den ich sonst sehr verehre, hat mir hier als Irving Rosenfeld nicht so zugesagt,
auch wenn er sich einige Kilos für diese Rolle angefuttert hat, seine
Performance hat mich stellenweise sogar richtig gelangweilt, obwohl ich mir
bewusst bin, dass sein Spiel zum Film bestmöglich passt, hätte ich mir aber
lieber einen anderen Schauspieler für diese Rolle gewünscht. Amy Adams, mit den
wunderschönen großen Augen, ist eine
Schauspielerin, die in einigen Filmen richtig gut agiert (THE MASTER) und in
anderen mir einfach auf die Nerven geht (JULIE & JULIA). Hier sieht sie
zwar in ihren verschiedenen Kleidern immer sagenhaft gut aus, ihr Spiel hat
mich aber wie bei Bale eher kalt gelassen, wobei ich Sie einen Tick überzeugender
fand als Bale. Die Oscar Nominierungen als beste Hauptdarsteller dieses Jahr
für die Beiden sind eindeutig übertrieben und nicht wirklich gerechtfertigt. Da
hatten die sehr guten Leistungen letztes Jahr von Tom Hanks in CAPTAIN PHILLIPS
und die wunderbare Emma Thompson in SAVING MR. BANKS das große Nachsehen, sehr
schade. Sogar der extrem kleine Auftritt
von Robert De Niro als Mafiosi Victor
Tellegio war hier viel beeindruckender und nachhaltiger, als das gesamte Spiel
von Bale/Adams, meiner Meinung nach. Bradley Cooper als FBI-Agent mochte ich
aber durchaus dann wieder sehr gern sehen (sehr schön die Szene, als er zu Hause
mit Lockenwicklern angerufen wird, mitsamt seiner lautstarken Mutter im
Hintergrund oder der Ausraster vor seinem Chef), er hat hier neben Lawrence mit
die besten Dialoge im gesamten Film. Alle Darsteller haben zuvor schon mal in
einem David O’Russell Film mitgewirkt und manchmal ist eben eine ‚Best-Of‘-Fassung
nicht die Allerbeste Wahl.
Mich hat
AMERICAN HUSTLE unterm Strich nicht wirklich überzeugt, geschweige denn
berührt, für mich bleibt THE FIGHTER der beste Film in David O‘
Russells Schaffen bis dato. Warum diese Gaunerkömodie so beliebt geworden ist,
verstehe ich nicht ganz, da gab es im letzten Kinojahr andere und viel
beeindruckende Beiträge, finde ich. Leider wirkt AMERICAN HUSTLE auch etwas zu sehr
selbstverliebt, was mir nur noch mehr übel aufgestoßen ist. Irgendwo habe ich
auch gelesen, das der Film einen ‚schrägen‘ Humor besitze. Sorry, aber das
stimmt nun wirklich nicht. Als schräg würde ich eher die Werke von Wes Anderson
oder Jim Jarmusch bezeichnen. Vielleicht ändere ich meine Meinung und Wertung
beim wiederholten Anschauen, wer weiß. Aber eines bin ich mir sicher: Wer ein
spätes Meisterwerk sehen will, der die 70er Jahre grandios und bemerkenswert in
allen möglichen Blickwinkeln auffängt, der sollte sich unbedingt das hinreißend
reizvolle BOOGIE NIGHTS aus dem Jahr 1997 von Paul Thomas Anderson anschauen. AMERICAN
HUSTLE wirkte auf mich dagegen wie gefälliger Sex ohne einen bedeutsamen Höhepunkt.
Vorerst wirklich gut gemeinte:
06/10
(ohne
Lawrence wären es 05/10 geworden).
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