Donnerstag, 19. Juni 2014

Nicole Kidman Special: Meine Lieblingsfilme

Sie ist eine der letzten Hollywood-Divas, Oscar-Preisträgerin, Ex-Frau von Tom Cruise, eine kurze Zeit lang Botox-Opfer und die Bestbezahlteste in ihrer Liga. Einige mögen Sie nicht, viele aber schätzen ihre Kunst (ich gehöre dazu) und sie polarisiert, ähnlich wie vielleicht Angelina Jolie. Heute hat Sie Geburtstag, also Grund genug mich ihrem bisherigen filmischen Werk zu widmen. Ich habe mich für eine TOP 12 entschieden, Filme die auch würdig sind, in diesem Countdown erwähnt zu werden. Leider habe ich nicht komplett alles von ihr gesehen, so auch nicht das amerikanische Fernsehdrama HEMINGWAY & GELLHORN (2012), mit ihr und Clive Owen in den Hauptrollen, für das auch viel Lob ausgeschüttet wurde. Die hier in meiner Auflistung habe ich natürlich geschaut (teilweise auch mehrmals) und gesagt werden darf auch, das die Kidman (wie eigentlich alle Schauspieler) gelegentlich mal Schrott fabriziert und einige Filme wohl nur wegen der Kohle gedreht hat, die man sich auch tunlichst nicht schön reden sollte.

              Die FLOP 3 von ihr sind:

1.      DIE FRAUEN VON STEPFORD (2004). Ein ganz übles Remake, witzlos und dämlich, trotz Mega-Starbesetzung. Lieber das Original von 1975 anschauen, DER ist nämlich ein anerkannter Kult-Klassiker! Das hier ist nix.

2.      VERLIEBT IN EINE HEXE (2005). Noch so ein verschenktes Remake. Knapp 100 Minuten kostbare Lebenszeit habe ich an diesem Film verschwendet. Eine Komödie geradewegs für die Tonne, damit hat mich die Kidman alles andere als verzaubert.

3.      BATMAN FOREVER (1995). Ohne Worte! Da war Batman schon am Boden, bis Christopher Nolan ihm dann 10 Jahre später ein mehr als würdiges Comeback verschafft hat. Positiv ist aber anzumerken, dass der Soundtrack zum Film ein Knaller ist! Hold Me, Thrill Me, Kiss Me, Kill Me! Remember?

Also diese Gurken-Filme bitte nicht anschauen! Und dabei habe ich GRACE OF MONACO noch gar nicht gesehen, der ja dieses Jahr von den Kritikern in Cannes lückenlos und überall in der Luft verrissen worden ist. Schaut euch also lieber diese Werke hier in meinem Countdown an, denn die Kidman hat eine ganze Zeit lang ein wirklich sehr gutes Händchen für wunderbare und interessante Rollen bewiesen, diesen wären:
 
12. THE PAPERBOY (2012) Regie: Lee Daniels
 
 
Ja, das ist der Film in dem die Kidman auf Hauptdarsteller und Teenie-Schwarm Zach Efron uriniert. Außerdem sehen wir Mannsbild Matthew McConaughey als schwulen Polizisten und John Cusack, der während einer Verhörung einen Steifen mitsamt Ejakulation bekommt (und das mit angezogener Sträflingshose). Ups, Skandal! Ja, es war klar, dass der Film nicht jedem gefallen wird. Ich persönlich fand aber die Südstatten Ästhetik und die Story ziemlich amüsant und die Kidman als etwas unterbelichtete Schlampe ist mit Sicherheit auch eine eher ungewöhnliche Rolle für Sie. Der Streifen ist eine willkommene Abwechslung zum gewöhnlichen Hollywood-Einheitsbrei, denn er ist zwar etwas schräg und trashig (im positivem Sinne), langweilt aber keine Minute, das ist doch was.
07/10
 
11. STOKER (2013) Regie: Park Chan-Wook
 
 
Abteilung: geglücktes Remake. Liegt vermutlich auch daran, dass hinter dem Original und dieser Version der gleiche Mann auf dem Regiestuhl Platz genommen hat. STOKER wirkt etwas makaber und unterkühlt, gleichzeitig aber auch wunderschön. Der Film fängt mit einer Beerdigung an und endet mit einem Mord. Einige Kritiker verglichen den Film mit Hitchcocks Meisterwerk IM SCHATTEN DES ZWEIFELS, was auch durchaus zustimmen mag. Allerdings muss man auch etwas ruhiges Sitzfleisch besitzen, da die Geschichte relativ langsam erzählt wird. Neben Kidman spielt hier vor allem Jungdarstellerin Mia Wasikowska groß auf.
07/10
 
10. DIE DOLMETSCHERIN (2005) Regie: Sydney Pollack
 
 
Ein guter Polit-Thriller, der teilweise angenehm altmodisch rüberkommt. Kidman spielt hier eine Dolmetscherin bei den Vereinten Nationen in New York, die zufällig ein Gespräch mitbekommt, bei dem eine geplante Ermordung an einen südafrikanischen Staatsmannes geplant wird. Mehr wird jetzt auch nicht verraten, Meister Pollack hat hier handwerklich alles richtig gemacht und die Schauspieler, darunter auch Sean Penn und die exzellente Catherine Keener agieren fabelhaft. Einziger Kritikpunkt ist die Liebesgeschichte, die ich schon in dem Klassiker DIE DREI TAGE DES CONDOR, ebenfalls von Pollack, etwas gewollt und überflüssig fand.
 
 07/10
 
 
9. DOGVILLE (2003) Regie: Lars Von Trier
 
 
Von Triers Filme sind schon eine Sache für sich. Gerüchten zufolge  liebt er es, seine Darsteller ‚zu quälen‘ um die bestmögliche Performance rauszuholen, ähnlich wie damals bei Stanley Kubrick. Die Handlung in dieser 3-Stündigen Inszinierung dreht sich um die Einwohner eines Dorfs, in dem eine flüchtende Frau (Nicole Kidman) Unterschlupf findet und als Gegenleistung verschiedene Dienste anbietet. Die Frau wird jedoch zunehmend ausgenutzt und erniedrigt, wofür sie die Einwohner schließlich straft. DOGVILLE ist sicherlich speziell, da die Location streng genommen nur eine Theater Bühne ist, der Film besteht aus  neun Kapiteln und die OFF-Stimme im Hintergrund wirkt wie gerade live zugeschaltet aus der Bibelstunde. Für viele mit Sicherheit anstrengendes Arthaus-Kino, aber welcher Von-Trier ist denn schon leicht zu konsumieren?! Die Idee hinter diesem Film ist aber interessant, ich mochte ihn.
 
 07/10
 
 
8. RABBIT HOLE (2010) Regie: John Cameron Mitchell
 
 
Ähnlich wie in TODESSTILLE thematisiert auch dieser Beitrag hier den Verlust des verunglückten Sohnes, allerdings spielt dieses Drama nicht auf dem Wasser, sondern zu Hause in der eigenen Suburban-Hölle. Aaron Eckhart und Kidman spielen hier das schmerzerfüllte Ehepaar, der das Unglück beide sprachlos und lähmend macht. Das Drehbuch ist einfühlsam und klasse, genau wie die Darsteller und Kidman hat hier wohl die dankbarste Rolle von allen ergattert, für diese erhielt Sie auch ihre verdiente dritte Oscar-Nominierung. Außerdem ist es immer wieder toll die großartige Dianne Wiest bei der Arbeit zuzusehen, die hier Kidmans Mutter spielt.
 
 7.5/10
 
 
7. TODESSTILLE (1989) Regie: Phillip Noyce
 
 
Das ist ein sehr spannender Psycho-Thriller, der leider etwas in Vergessenheit geraten ist. Neben Kidman (die damals noch relativ unbekannt war) spielen hier Sam Neil und Billy Zane die Hauptrollen. Ein Ehepaar versucht den Tod ihres Sohnes mit einer Segelreise zu verarbeiten, bis sich ein gutaussehender Psychopath dazugesellt und dann fängt der Horror auf dem Pazifik erst so richtig los. Inhaltlich angelehnt an Roman Polanskis grandioses Regie-Debüt DAS MESSER IM WASSER... und Mr. Hitchcock lässt ebenfalls schön grüßen! Falls der Film wieder irgendwann mal in der Flimmerkiste zu sehen ist … anschauen, es lohnt sich. Der Film ist gut gealtert.
 
 08/10
 
 
6. BIRTH (2004) Regie: Jonathan Glazer
 
 
Dieser Film mit Mystery-Touch ist zugegeben etwas anstrengend und verstörend, aber auch zugleich faszinierend und beeindruckend. Er ist leider viel zu sehr unterschätzt und zu Unrecht gescholten, finde ich. Jonathan Glazer ist ein wunderbarer Künstler, der zuvor schon SEXY BEAST mit Ben Kingsley gedreht hat und auch sehr geniale Musikvideoarbeiten für so wichtige Alternative-Künstler zu Stande gebracht hat wie z.B. Radiohead, Massive Attack, Blur, Jamiroquai und Nick Cave.  Inhaltlich handelt der Film von Kidman mit Kurzhaarschnitt  als Witwe und einem kleinen Jungen, der behauptet der wiedergeborene Mann von ihr zu sein. Bekannt geworden ist der Film vor allem durch die Badewannen Szene zwischen den Beiden, die bei den Kritikern einen großen Aufschrei hervorrief (immer diese konservativen Klemmschwestern). Kein leichter Stoff, Kidman wurde für diese Rolle in Cannes damals auch heftig ausgebuht. Mittlerweile hat der Film 10 Jahre auf dem Buckel und manchmal ist es nun mal so, dass man Zeit braucht, bis man ein Kunstwerk richtig schätzen lernt. Ausgezeichnet rätselhaft, genauso wie diese 95 Minuten.
 
 08/10
 
 

5.    MOULIN ROUGE (2001) Regie: Baz Luhrmann

 


 

Was soll man zu diesem Film eigentlich noch großartig schreiben? Der entgültige Durchbruch für Kidman und ein weltweiter Riesenerfolg für alle Beteiligten. Ein Glücksfall, hier werden Gassenhauer von Elton John, Madonna und Nirvana musikalisch wild durcheinander gemixt, gewagt und im Ganzen stimmig gelungen. Optisch und vor allem musikalisch ein Fest für die Ohren, die Mischung macht’s! Kidman und Co-Hauptdarsteller Ewan McGregor singen alles selbst und es klingt nicht mal schlecht. Der Film kam, wie man so schön sagt „Just In Time!“. Vielleicht wirkt er stellenweise etwas zu sehr selbstverliebt, aber dennoch immer wieder sehenswert, wenn auch ohne Happy End. Also: Here We Are Now – Entertain Us!

 

             8.5/10

 
 4.   TO DIE FOR (1995) Regie: Gus Van Sant
 
Für diese Rolle als karrieregeile Wetter-Ansagerin, die auch mal gern über Leichen geht, bekam die Kidman ihren ersten von insgesamt drei Golden Globes (ursprünglich sollte die damals sehr angesagte Meg Ryan die Rolle übernehmen). Eine böse und intelligente schwarze Komödie, herrlich beißend und unterhaltsam. Hier haben auch Matt Dillon und Joaquin Phoenix ihre überzeugenden Auftritte, Regisseur Gus Van Sant hat alles Richtig gemacht. Also wenn schon Komödien, dann bitte solche! Eine satirische Wohltat, Kidman spielt alle an die Wand.
 
8.5/10
 
3.      EYES WIDE SHUT (1999) Regie: Stanley Kubrick
 
 
Das ist ein Film der mir und sicherlich vielen zuerst nicht so sehr zugesagt und etwas irritiert zurückgelassen  hat. Selbst Regisseur Kubrick hat selbstironisch sein letztes Werk als „Eyes Wide Shit“ betitelt, bevor er das Zeitliche segnete. EYES WIDE SHUT zündet vielleicht nicht beim ersten Sehen, da zu lang und verkopft. Aber es lohnt sich diesen ein zweites, drittes Mal anzusehen. Hochinteressant ist natürlich das Spiel zwischen Kidman und ihrem damaligen Ehemann Tom Cruise, der hier einer seiner besten Leistungen überhaupt abliefert. Nach der Scheidung (wer will schon was freiwillig mit der Scientology zu tun haben?!) ist Kidman dann so richtig aufgeblüht und lieferte eine tolle Performance nach der anderen. Und: Ich habe in keinem anderen Film eine je schönere Frau gesehen, wie die Kidman hier in diesem Vermächtnis-Werk von Meister-Regisseur Kubrick. Hier gibt es viel zu bestaunen und zu entdecken, immer wieder aufs Neue, so muss Kino sein. Ein äußerst sinnliches Vergnügen!
09/10
 
 2. THE OTHERS (2001) Regie: Alejandro Amenábar
 
 
Kidmans Ausflug ins Horror-Genre, der allerdings auch große Parallelen mit dem Kassenschlager THE SIXTH SENSE aufweist, der Twist am Ende ist doch sehr ähnlich, oder? Egal, der Film ist sehr spannend erzählt, optisch elegant und brillant gemacht, alle Schauspieler spielen überzeugend, auch die Kleindarsteller machen Ihre Sache famos, der Score ist fantastisch, es gibt hier wahrhaft überhaupt nichts zu bemängeln. Ein gruseliges Meisterwerk und jetzt schon ein Klassiker!
9.5/10
 
1.      THE HOURS (2002) Regie: Stephen Daldry
 
Dieses Drama spielt in drei Zeitperioden, drei Frauen und ihre Geschichten, die ineinander fließen. Eine zentrale Rolle spielt hierbei das Buch MRS. DALLOWAY von Virginia Woolf, dargestellt von einer Nicole Kidman, die mit ihrer Nasenprothese und dem eher biederem Kleindungsstil ungewohnt unglamourös in Erscheinung tritt. Julianne Moore spielt eine melancholische Hausfrau Anfang der 50er Jahre, die eben dieses Buch liest, welches ihr letztlich die Augen öffnet und die eine folgenschwere Entscheidung treffen wird um aus ihrer unglücklichen Lebenssituation auszubrechen. Und schließlich Meryl Streep, angesiedelt im Jahr 2001, sie ist praktisch ‚Mrs. Dalloway‘, wie im Roman plant Sie eine Party für Ihren an Aids im Endstadium erkrankten Freund Richard (großartig: Ed Harris), der einen Dichterpreis verliehen bekommen soll. In weiteren Nebenrollen zu sehen sind Miranda Richardson, Toni Collette, Jeff Daniels, Allison Janney, John C. Reilly, Stephen Dillane, Eileen Atkins und Claire Danes.
Der Film ist nicht unbedingt das, was man einen ‚Feel-Good-Movie‘ nennt, denn es geht um Themen wie Depressionen, Verzweiflung, Isolation, Lebenslügen, Suizid und die Unfähigkeit Glück zu empfinden (auch wenn man von anderen geliebt wird). Aber zu sehen wie diese doch komplexe Geschichte konstruiert ist, wie die verschiedenen Zeitebenen parallel genial miteinander verflochten sind, wie die einzelnen Charaktere mit ihrem Schicksal hadern ist wirklich äußerst ausdrucksstark und beeindruckend gelungen. Die Produktion ist in jeder Hinsicht superb, auch aus der technischen Sichtweise (Kameraarbeit, Schnitt, Ausstattung, Kostüme), hier stimmt alles. Sehr zu empfehlen ist auch der wundervoll melancholische Soundtrack von Philip Glass.
THE HOURS war 2003 für 9 Oscars nominiert worden, in einem insgesamt sehr starken Kinojahr. Dass der Hauptpreis für den besten Film dann aber an das eher mittelmäßige CHICAGO verliehen worden ist, hat mich dann doch ziemlich überrascht. Eine Fehlentscheidung der Jury, die sich drei Jahre nochmal wieder holen sollte, als nämlich das  klischeebeladene L.A. CRASH vor BROKEBACK MOUNTAIN triumphierte. THE HOURS war wohl zu intelligent, um als Sieger hervorzugehen, na immerhin hat die Kidman als beste Hauptdarstellerin gewonnen und das zu Recht. Verdient hätten ihn aber auch Julianne Moore und Ed Harris, der in dem Film erschreckend ausgehungert aussieht und (wie immer) fantastisch spielt.
Der Film belegt in meiner aktuellen Top 200 Liste Aller Zeiten Platz 3, wenn das mal keine Hausnummer ist? Ach ja und wer hier „Ist eh nur ein Frauenfilm!“ schreit, kriegt kräftig eine auf die Nuss von mir, kapiert?! Für mich persönlich: Perfekt, in jeder Hinsicht!
10/10
 
 
 
 

 
 

Donnerstag, 12. Juni 2014

Godzilla (2014)

Vorab: hier wird teilweise gespoilert! Als Warnhinweis für diejenigen, die den Film noch sehen wollen.

Ich bin ohne irgendeine Erwartung in den Sommer-Blockbuster GODZILLA reingegangen, vermutlich liegt es daran, dass ich noch Bauchweh kriege, wenn ich an Emmerichs Katastrophen Film-Versuch aus dem  Jahr 1998 zurückdenke. Einer der furchtbarsten Filme Aller Zeiten, für mich zumindest. Jetzt hat sich Gareth Edwards an das japanische Kult-Monster herangewagt und das mit einem üppigen Budget von 160 Mio. Dollar, dass der Film allerdings gleich am ersten Startwochenende weltweit wieder locker eingespielt hat. Die Faszination zu dieser Kreatur scheint also immer noch ununterbrochen zu sein. Der britische Regisseur Edwards hat zuvor das Sci-Fi Indie-Drama MONSTERS (2010) abgeliefert, wofür er überwiegend von den Kritikern großen Beifall erhalten hat. Die Zuschauer waren über diesen Film gespalten, einige lieben den Film, andere wiederum können diesem nicht viel abgewinnen, vermutlich weil er zu poetisch ausgefallen ist und man (was der Filmtitel MONSTERS eigentlich verspricht), nicht so viel Monsteraction wie erhofft letztlich zu sehen bekommt. In GODZILLA gibt es einiges an Action und Monster-Fights zu sehen, allerdings glaube ich auch dass der Film, ähnlich wie beim Vorgänger, nicht jedem vollends Schmecken wird.
Eine Zusammenfassung der Handlung spare ich mir jetzt an dieser Stelle (könnt ihr auch überall nachlesen, da bin ich zugegeben jetzt etwas zu faul dazu), zu erwähnen ist vielleicht, das Regisseur Edwards mit einem kritischerem Blick das Thema Radioaktivität auf die Leinwand bringt, als Emmerich seinerzeit mit seinem Gurken-Beitrag. Zudem baut er unterschwellig die Fukushima Katastrophe von 2011 mit in die Handlung rein und der Film zeichnet zwischendurch eine eigene Handschrift aus. Ferner spürt man, das der Regisseur Achtung und Respekt vor dem Original hat, was ja nicht schlecht anzurechnen ist.

Was natürlich sofort positiv auffällt ist, das der Film sehr hochkarätig und sympathisch besetzt ist. Mit Bryan Cranston haben wir hier einen der beliebtesten Darstellern aktuell, der mit der Serie BREAKING BAD einen Meilenstein der TV-Geschichte abgeliefert hat. Die immer wunderbare Juliette Binoche (DER ENGLISCHE PATIENT) spielt hier seine Ehefrau, die allerdings leider ziemlich verschenkt wird, denn so schnell Sie auf der Leinwand auftaucht, segnet sie dann auch baldigst das Zeitliche. Den Sohn der Beiden spielt hier Aaron Taylor Johnson, bestens bekannt vor allem aus dem durchaus gelungenen Film KICK-ASS. Er hat wohl auch für diese Rolle Überstunden in der Mucki-Bude absolviert, er und seine Film-Partnerin Elizabeth Olsen sehen blendend aus, leider wirken sie aber Beide dramaturgisch etwas zu blass. Zu Ihnen gesellen sich noch die fabelhafte Sally Hawkins (BLUE JASMINE), die ich zuvor wesentlich besser besetzt fand, ferner Japans wohl einziger Export-Schauspieler #1 Ken Watanebe (LAST SAMURAI) und der leider viel zu sehr unterschätzte Charakterkopf David Strathairn (GOOD NIGHT AND GOOD LUCK). Aber machen wir uns nichts vor, selbst bei so einem Cast ist klar, wer der wahre Star des Films ist, oder?! Da würden wohl auch so Ikonen wie Meryl Streep und Clint Eastwood gegen Godzilla relativ blass aussehen.

Man kann über GODZILLA sagen was man will, Visuell ist der Film zumindest ein Ereignis. Die CGI-Effekte sitzen perfekt, das muss man den Machern sehr zu Gute halten. Es gibt ja auch genug negative Beispiele, was 3-D Filme angeht, auch wenn ich kein erklärter Fan davon bin.  Auch wenn der Film optisch was hermacht, ist dieser am Ende doch nicht ganz rund geworden. Das liegt vermutlich größtenteils am Drehbuch, es wirkt irgendwie leider ziemlich unharmonisch und sprunghaft. Hinzu kommt der etwas zu sehr aufgeblähte und plumpe amerikanische Touch, in Gestalt des amerikanischen Militärs, die es nach mehrmaligen Versuchen immer noch nicht begreifen, das ein Godzilla mit Sturmgewehren und schwerer Artellerie nicht zu besiegen ist, gähn. Aber ein US-Film braucht das vermutlich ganz dringend, mir hat das etwas übel aufgestoßen, da hab ich mich auch an ein anderes Übelmachwerk erinnern müssen, PEARL HARBOR von Michael Bay. Ebenfalls irritiert etwas der ständige Ortwechsel, von den Philippinen angefangen über Japan, Hawaii und schließlich der Showdown im plattgewalzten San Francisco. Kommen wir nun zum wahren Gegner von Godzilla. Da würde ich ja gern wissen, was sich der Drehbuchautor dabei gedacht hat. Ganz sicher ist dieser ein großer Fan von HR Giger, denn diese zwei insektenartigen Riesen-Kreaturen sehen aus wie die leibhaftigen Cousins der Alien-Tetralogie, die überaus gerne Nuklearraketen als Grundnahrungsmittel zu sich nehmen und dann noch die Paarung dieser Kreaturen, die hier M.U.T.O. (Massive Unidentified Terrestrial Organism)  heißen … naja ich persönlich fand das irgendwie nicht so prickelnd, auch wenn sicherlich diese Monster-Orgie hier das Hauptspektakel darstellt. Die Hardcore GODZILLA Fans werden aber nicht enttäuscht, zumindest was seine Optik angeht, da halten sich die Macher glücklicherweise stark an das Gummikostüm-Original. Der Film macht aber unterm Strich zumindest mehr richtig als der Flop-Versuch vor 16 Jahren von Emmerich, er wirkt sozialkritischer. Er fängt zwar stark an und hört auch stark auf, hat aber keine starke Mitte, so wirkt er teilweise etwas langatmig, mal spannend, dann wieder langweilig...u.s.w. Blöde war auch der Versuch, eine vermeitlich ‚stimmige‘ Geschichte um Godzilla herum zu stricken, was nicht ganz gelungen ist, das ist mal wieder typisch Hollywood und die lassen bekanntlich kein Schubladendenken aus. GODZILLA entspringt ursprünglich ein B- und Trash-Movie, Hollywood versucht wieder mal mehr daraus zu machen und scheitert abermals daran.
Die besten Momente sind dann auch die optischen, z.B der Blickwechsel auf Augenhöhe zwischen dem computeranimierten Godzilla und dem Mensch Ford Brody, das hat schon was respektables und zärtliches an sich. Die Fallschirmspringer, die vom Himmel  in den Abgrund stürzen, unterstützt vom Alexander Desplats fulminanten Soundtrack, der wie so oft sehr gut und stimmig gelungen ist. Und natürlich der Moment, als Godzilla seinen stilvoll markerschütternden Schrei von sich gibt! Roooarrrrrrr!

Die Riesenechse stampft wieder auf der großen Leinwand und macht schon überwiegend Spaß. Er ist nun 60 Jahre alt geworden und sieht durchaus noch nostalgisch gut und riesig aus, wenn auch vielleicht bisschen zu fett um die Hüften. Allerdings hätte der Titel ‚2 Aliens VS. Godzilla‘ zu dem Film besser gepasst. Egal, am Ende wissen wir zumindest alle, das Godzilla doch ein Guter ist, ein Retter in Not sozusagen. Der Film spielt dann aber unterm Strich eher im positiven, soliden Mittelmaß.

6.5/10