Es steht schlecht um Planet Erde. Das Leben der Menschheit wird durch starke Sandstürme existenziell bedroht, die industrielle Zivilisation befindet sich auf dem absteigenden Ast und die Nahrungsmittel sind so gut wie nicht mehr bekömmlich. Die gesamte Biosphäre ist so massiv beschädigt, dass das Dasein auf lange Sicht nicht mehr möglich ist. Der NASA-Leiter und Professor Brand (Michael Caine) tüftelt seit Jahrzehnten an einer Quantengravitation-Theorie, die es ermöglicht die Schwerkraft zu manipulieren und so viele Menschen mit Hilfe einer Raumstation durch ein Wurmloch zu transportieren um sie dann auf einen neuen und lebensfähigen Planeten zu bringen, wo bereits vor 10 Jahren Astronauten hingeschickt wurden. Dafür holt er sich den ehemals besten NASA-Astronauten Cooper (Matthew McConaughey), der gemeinsam mit Brands Tochter Amelia (Anne Hathaway) und anderen Verbündeten beauftragt wird, die entdeckten Planeten ebenfalls zu erforschen. Coopers hochbegabte Tochter Murphy (Mackenzie Foy) ist gegen die Beteiligung ihres Vaters an dieser Mission, da sie auf verschiedene Weise Botschaften in ihrem Zimmer empfängt, die sie mehr als misstrauisch machen. Wird es der Astronauten-Crew gelingen, einen neuen bewohnbaren Lebensraum für die aussterbende Bevölkerung zu finden? Was ist Plan B? Droht tatsächlich die Apokalypse?
Mehr will ich zum Inhalt auch nicht schreiben. Für INTERSTELLAR wurde im Vorfeld so heftig die Werbetrommel gerührt, dass es einem schon vor dem eigentlichen Anschauen des Films etwas schwindlig wurde. Also kein Wunder dass da die Erwartungen bei so einem Hype immens groß sind. Die neunte Regiearbeit von Meister Christopher Nolan ist ein wuchtiges und in jeder Hinsicht schwergewichtiges Science-Fiction-Drama geworden. Es geht um Themen wie Liebe, Zusammenhalt der Familie, Schuld, Murphys Gesetz „Whatever can go wrong will go wrong.“ und natürlich um die Rettung der Menschheit.
Zuerst läuft der Film sich etwas warm, geht los mit Teil 1, der Erde. Man sieht ein Amerika im eskalierten Klimawandel, mit karger Landschaft mitsamt einer nicht wieder herzustellenden Umweltkatastrophe und mitten drin die Familie Cooper, die sich fast nur noch von Mais ernähren kann. Der Sauerstoff wird durch die Sandstürme knapp, ein Leben ohne Atemschutz ist fast nicht mehr möglich. Im zweiten Teil kommt dann der instellarische Hauptteil zum Zuge, also die Expedition ins Weltall, der für mich stärkste von Allen. Und im dritten Teil schließlich die Zeitverschiebung durch Zeit, Raum und Schwerkraft und durch diese bekommen wir auch eine sehr ungewöhnliche Familienzusammenführung präsentiert, die ich vorher so noch nie gesehen habe. Knapp 3 Stunden lang ist der Film und überfüllt mit so vielen Themen, die den einen oder anderen Zuschauer mit Sicherheit etwas überfordern könnten.
Visuell und Sound-technisch
ist dieser Blockbuster spektakulär gelungen. Die Szenen, wie z.B. das
Eindringen des Shuttles in das Wurmloch oder die Bilder vom Weltall sind
absolut beeindruckend gelungen und vermutlich in der Art noch nicht zu sehen
gewesen auf der großen Leinwand. Überhaupt ist die Optik grandios, der
verantwortliche Kamermann Hoyte Van Hoytema (der schon mit THE FIGHTER und HER
tolle Bilder geschaffen hat) versteht was von seiner Arbeit. Nolans Kino selbst
gilt bei vielen Kritikern als unterkühlt und humorlos, hier versucht er
zumindest etwas gegenzulenken und zeigt zum ersten Mal wahre Emotionen, im Fall
des Hauptprotagonisten Witwer Cooper und seiner Familie. Er ging auch auf
Nummer sicher und konsultierte Fachexperten und Physiker zu den Phänomenen
Gravitation und Relativität , also nahm er sein Projekt durchaus sehr ernst,
was absolut für ihn spricht und eigentlich bei so einem Profi wie ihn auch
nicht anders zu erwarten war. Im direkten Vergleich (auch wenn solche
normalerweise blöde sind, ich weiß) hat mir GRAVITY trotzdem wesentlich besser
gefallen. Wenn man dann noch Stanley
Kubricks großen und unantastbaren Kultfilm
2001 – ODYSSEE IM WELTRAUM mit heranzieht, dann fällt INTERSTELLAR im
Gesamtbild noch etwas tiefer in meiner
Gunst. Da wo 2001 mit einer eigenen und eher ruhigen Filmsprache ohne viele
Worte beeindruckt und ebenso die großen Fragen der Menschheit stellt (bis heute
noch!), wirkt Nolans Werk dagegen etwas zu laut, leider zu sehr geschwätzig
(ein guter Film muss nicht alles aussprechen), etwas zu überladen und schmeckte
mir nach Verlassen des Kinos stark nach überzuckerten Popcorn, jedenfalls für
meinen Geschmack. Der Film kann sich auch nicht wirklich entscheiden, was er
eigentlich sein will: ein tiefgründiger
und actionbeladener Sci-Fi? Eine philosophische Reflektion über Raum und
Zeit? Oder doch letztlich eine anrührende Familiengeschichte? Irgendwie wirkt der
Mix hier teilweise recht unausgeglichen
und unharmonisch. Die Dramaturgie in INTERSTELLAR ist auch nicht sehr
stark, trotz des interessanten Themas und dabei nimmt der Film sich selbst
bierernst. Nolan und sein Bruder haben auch schon weitaus stärkere Drehbücher
verfasst als diesen hier.
Klingt bei dem bisschen
meckern so, als hätte mir diese Welraumoper nicht sonderlich gut gefallen, aber
das stimmt nicht. Sehenswert und interessant ist das Ergebnis allemal. Es ist ein ambitionierter
Film, der auch gleichzeitig unterhaltsam ist, keine Frage, darin ist Nolan
Experte. Aber „dieses unfassbare Meisterwerk“ wie soviele es im Vorfeld betitelt
haben, sehe ich in diesen 169 Minuten nicht. Vielleicht revidiere ich meine
Meinung, wenn ich ihn paar Jahre oder Jahrzehnte später nochmal sehen sollte,
wer weiß. Für mich ist INTERSTELLAR nicht das beste Werk von Nolan, mir persönlich
gefallen eine Handvoll anderer Filme von ihm weitaus besser, gelungener und rundum
stimmiger. Streng genommen ist INTERSTELLAR eigentlich ein typischer
Christopher Nolan Film (Idee, Setting, Kamera, Musik), aber es hat diesmal nicht
sofort Klick gemacht bei mir. Seltsam, wie es so manchmal ist. Die interessanteste Figur im Film ist für mich die wissensdurstige Murphy, die eines Tages Sandspuren mit verschieden Codes in ihrem Zimmer entdecken wird. Später wird Sie dem Geheimnis auf die Spur kommen. Die Rolle wird hier von drei wunderbaren Schauspielerinnen verkörpert. Als Kind von Mackenzie Foy, als Erwachsene von Jessica Chastain und als Greise von Ellen Burstyn, die ich hinter ihrer Maske zuerst gar nicht erkannt habe.
Bei der nächsten
Oscar-Verleihung wird der Film sicherlich in den technischen Kategorien so
einiges abräumen, die Filmmusik von Hans Zimmer wird auch gute Chancen haben. Vermutlich
wir er auch als Bester Film nominiert werden, gewinnen wird er den Hauptpreis
aber nicht. Die guten Darstellerleistungen hier werden es auch schwer haben
eine Nominierung zu ergattern, da ist die Konkurrenz im Vergleich dieses Jahr
einfach zu stark. Ist nur so ein Gefühl.