Mittwoch, 30. Juli 2014

Hilary Swank Special - Top 15 Filme


Hilary Swank steht kurz vor Ihrem schauspielerischen Comeback mit THE HOMESMAN, einen Western von Tommy Lee Jones, der neben Swank auch selbst eine Hauptrolle übernimmt. Ich habe mich bei der Headline diesmal ganz bewusst auf eine ‚Top 15‘ bezogen und nicht auf DIE Lieblingsfilme von Hilary Swank, wie beim Nicole Kidman-Special zuvor, auch wenn die Swank eine Zeit lang meine Lieblingsschauspielerin war, die Kidman Filme in meinem Countdown mag ich uneingeschränkt allesamt und Fakt ist: Swank hat in einigen sehr sehenswerten Filmen eine gute Figur gemacht, allerdings hat Sie auch in genauso vielen Arbeiten eher enttäuscht, was aber (um das fairer halber zu schreiben) nicht unbedingt immer an ihr lag. Streng genommen mag ich die TOP 8 am aller Liebsten, bei dem Rest mach ich schon durchaus sichtbare Abstriche. Manchmal fabrizieren auch große und preisgekrönte Regisseure oder Drehbuchautoren eher Langeweile denn Großtaten, da hat Hilary Swank auch mal die eine oder andere Niete gezogen, kann passieren. Zum Trost sei erwähnt, das Sie immerhin eine der ganz wenigen in Hollywood ist, die es mit u.a. Elizabeth Taylor, Bette Davis, Meryl Streep, Jane Fonda und Jodie Foster aufnehmen kann, den sie ALLE haben als einzige 2 Mal den Oscar als Beste Hauptdarstellerin überhaupt gewonnen. Darauf kann sich die Swank durchaus was einbilden, aber die Frau ist trotz alle dem sympathisch geblieben, sehr vielseitig und auch überaus talentiert, da gibt es keinerlei Einspruch. Los geht’s!

Aber HALT! Bevor der Countdown losgeht, erstmal der Film, der es als einziger nicht in die TOP 15 geschafft hat und den ich auch am absolut schlechtesten finde (und viele Frauen mögen mir das auch bitte verzeihen)… die Geschmäcker sind eben verschieden, zum Glück:

FLOP:

P.S. ICH LIEBE DICH (2007) Regie: Richard LaGravenese
 
Als Mann hat man es wirklich schwer bei diesem Film ruhig zu bleiben und ich fühle mit vielen Männern die damals ihre Freundin mit ins Kino begleiten ‚mussten‘. Da war Swank gerade sehr angesagt und ich habe den Film auch tatsächlich im Lichtspielhaus gesehen, eigentlich nur wegen ihr. Aber wie damals bin ich auch heute alles andere als begeistert von diesem Machwerk und da spielt es auch keine Rolle dass neben Swank auch die wundervolle Kathy Bates ihre toughe Mutter spielt und vom Erfolg der Buchvorlage auch mal ganz abgesehen. Ich habe das Buch nicht gelesen, aber es wie so oft bei vielen Anhängern nachzulesen, dass sie das Buch extrem toll fanden, die Verfilmung dagegen grauenhaft. Abgesehen davon ist Cecilia Ahrens auch nicht meine favorisierte Schriftstellerin. Der Film will auf der einen Seite lustig sein, auf der anderen Seite berühren. Tragikomödie nennt man das im Fachgenre und da versagt dieser kläglich (wie übrigens bei den aller meisten Versuchen, diese schwierige Mischung zu meistern). Mich hat der Film überhaupt nicht berührt, noch konnte ich über die erschreckend gestellten humoristischen Szenen lachen, eher müde lächeln, eigentlich hat er mich vom Anfang bis zum Ende nur genervt. Glaubt mir, hier würde ich gern was Positives schreiben, weil mir all diese schlimmen Jennifer Aniston und Katherine Heigl-Schmonzetten eher Alpträume bescheren und so überhaupt nicht meinen Haha-Geschmacksnerv treffen. Swank wird hier leider komplett verschenkt (sie ist eindeutig besser in Drama-Rollen) und über Grinsebacke Gerald Butler schreibe ich lieber an dieser Stelle mal gar nix, außer dass er zumindest nicht ganz unsexy ist. Beide Daumen runter, sorry.

01/10



15. AMELIA (2009) Regie: Mira Neir


Der Trailer ist wundervoll und machte wirklich Lust auf mehr. Aber leider hat mich dieser Biopic-Versuch der Flugpionierin Amelia Earhart wie fast kein anderer Film von Swank maßlos enttäuscht, trotz Starpower Unterstützung von Richard Gere und Ewan McGregor. Ich habe damals eine Kritik in der Rundschau gelesen, die es auf den Punkt bringt: Selten so einen uninteressanten Film über so eine interessante Figur gesehen. Das Ergebnis ist mir zu geschönt, die Inszinierung zu hölzern geraten, zu sprunghaft, relativ einseitig erzählt und hat mich am Ende eher kalt gelassen. Dabei hat zumindest optisch Swank durchaus Ähnlichkeiten mit der echten Earhart. Auf ganzer Linie unbefriedigend. Schade!
02/10



14. THE CORE – DER INNERE KERN (2003) Regie: Jon Amiel


Swanks bisher einziger Ausflug ins Action-Fach. OK, machen wir uns nichts vor, die Geschichte ist hirnrissig und alles andere als realistisch, aber das übersehen wir jetzt mal gekonnt. Ich spare mir jetzt hier eine Inhaltsangabe, wer einen Film sehen will, der auch ohne das Gehirn anzustrengen funktioniert und klischeehaft ausgestattet ist, kann hier getrost reinhauen. Ich wette aber, dass man den Film dann auch schnell wieder vergessen wird oder gar will. Hier mangelt es vor allem am Drehbuch, das stellenweise haarsträubend ist und was ebenfalls sehr schade ist (und das kann so einen Film meistens noch retten) sind die Special Effects, die mich auch nicht wirklich umgehauen haben und die teilweise richtig mies aussehen. Ach ja, und der ewige nervtötende Nerd ist auch wieder mal an Bord, auch typisch für solche Filme. Fazit: Mission absolut nicht geglückt! Aber sehenswerter als Michael Bays ekelhaftes ARMAGEDDON ist THE CORE allemal, wenn auch nur minimal besser.
03/10



13. THE RESIDENT (2011) Regie: Antti Jokinen


Ein Psychothriller von Antti Jokinen….ähm, wer bitte?! Ich habe keine Ahnung wer das ist und ich will mir nicht ausmalen, das der Film vermutlich ein richtig guter und vor allem spannender geworden wäre mit jemand anderen auf dem Regiestuhl. Der Film lief nicht mal bei uns im Kino, er ist direkt auf DVD erschienen, was ja schon einen Flop nahe kommt. In Wahrheit verdient dieser bestenfalls das Prädikat ‚Mittelmäßig‘. Swank spielt hier eine Ärztin, die nach der Trennung ihres Freundes in Brooklyn eine neue Wohnung bezieht. Wie es sich herausstellt ist der anfangs so charmante Hausherr Max (Jeffrey Dean Morgan) alles andere als ‚der nette Nachbar‘ von nebenan und ein Katz-und-Maus Spiel zwischen den Beiden beginnt. Klingt packend, das Ergebnis ist es aber nicht. Es fängt alles gut und vielversprechend an, zum Ende hin wirkt aber leider alles sehr überraschungsarm, vorsehbar und ohne jeglichen Tiefgang.  Ach ja und den Verantwortlichen für das Cover-Artwork könnte ich auch gleich zusätzlich eine scheuern (Verrät nicht zu viel, verdammt!). Es ist immer wieder toll ‚Mr. Dracula‘ Christopher Lee zu sehen, der hier Maxs Großvater spielt, der allerdings aber auch hier eher Beiwerk ist und nicht wirklich tragend was für die Handlung beisteuert. Unterm Strich: leider unrund.
05/10





12. DAS HALSBAND DER KÖNIGIN (2001) Regie: Charles Shyer


 
Der Film dreht sich um die sogenannte Halsbandaffäre (org. THE AFFAIR OF THE NECKLACE) einen Betrugsskandal am französischen Hof in den Jahren 1785/1786, in den auch die berühmte Königin Marie Antionette verwickelt wurde. Ich bin kein großer Fan von historischen Kostümfilmen, da fällt mir jetzt spontan nur einer ein, den ich wirklich liebe und der auch zu meinen absoluten Lieblingsfilmen zählt: GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mit Glenn Close in der Hauptrolle. Der hier gehört nicht dazu, dafür hat er mich an einigen Stellen einfach viel zu sehr gelangweilt. Leider muss ich auch sagen, das Swank als Jeanne St. Remy de Valois (was für ein Name!) hier nicht ganz überzeugend rüberkommt, da fand ich die anderen Darsteller, allen voran Christopher Walken, Adrien Brody und Joely Richardson weitaus sehenswerter und besser besetzt. Der Film ist etwas zu zahnlos geraten, die Buchvorlage hat laut Kennern mehr Biss und ist spannender erzählt. Für meinen Geschmack passabel und optisch zumindest einigermaßen zufriedenstellend gelungen.


05/10


11. THE REAPING – DIE BOTEN DER APOKALYPSE (2007) Regie: Stephen Hopkins




Ich bin ein großer Fan von Horror und Grusel, wenn’s denn auch gut gemacht ist. Hilary Swank spielt hier eine Theologin, die nach einem traumatischen Erlebnis ihren Glauben zu Gott verliert und nun hinter jedem Wunder eine wissenschaftliche Erklärung in der Kleinstadt Louisiana sucht, die von den zehn biblischen Plagen heimgesucht wird. Die Idee ist super, das Ergebnis leider eher Durchschnitt. Bei der Kritik kam der Film so richtig schlecht weg, die teilweise ihn als schwachsinnig und lächerlich einstuften. So radikal mag ich mit ihm jetzt nicht ins Gericht ziehen, er hat teilweise schon seine Momente bzw. Effekte, obwohl diese ewig kleine, bösen Mädchen mit dem Teufelsblick mir schon langsam etwas auf die Nerven gehen (wie oft denn noch?!). Kann man sich ansehen, man verpasst allerdings nicht viel. Vielleicht habe ich aber auch einfach nur schon zu viele Filme dieser Art gesehen. Kurzweiliges Vergnügen, aber der Funke ist bei mir nicht übergesprungen. Kein Highlight für eine hier etwas unterforderte Swank.
06/10




10. BLACK DAHLIA (2006) Regie: Brain De Palma


Die wahre Geschichte ist schon an für sich faszinierend und beschäftige damals Ende der 40er heftig die Gemüter in Los Angeles. Basierend auf dem gleichnamigen Roman von James Ellroy (L.A. CONFIDENTIAL) geht es um einen Mord an dem Starlett Elizabeth Short, die grausam entstellt entdeckt wird. Da sie schwarz gekleidet gefunden wird, verpasst ihr die Presse den Namen ‚ Die Schwarze Dahlie‘. Es hätte ein richtig großartiger Film werden können, nur leider hat dieser ein grundlegendes Problem: Die Besetzung. Hier ist fast jeder falsch besetzt worden, Swank als Femme Fatale kaufe ich ihr keine Sekunde ab, Josh Hartnett als Privatdetektiv ebenso wenig. Aaron Eckhart und Scarlett Johansson harmonieren auch nicht wirklich, zumindest sehen aber alle blendend aus. Das Drehbuch ist schwach und der Film ist sowohl bei den Kritikern als auch beim Publikum komplett durchgefallen. Aber einen großen Pluspunkt hat der Film dennoch, das ihn doch noch etwas vorm Untergang  rettet: Er ist wunderbar anzuschauen und genial gefilmt, Kameramann Vilmos Zsigmond wurde für seine Arbeit auch verdient für einen Oscar nominiert. Aber ehrlich, Brian De Palma hat zuvor in seiner Filmografie  viel, viel Besseres und Spektakuläreres zu Stande gebracht, dieser etwas überraschend seelenlose Beitrag  gehört leider nicht zu seinen Meisterwerken.
06/10




9. RED DUST – DIE WAHRHEIT FÜHRT IN DIE FREIHEIT (2004) Regie: Tom Hooper


 
Der Regisseur war zu dem Zeitpunkt noch relativ unbekannt, später hat er mit THE KING’S SPEECH den großartigen Colin Firth zu Oscar-Ruhm verholfen und zwei Jahre später auch Anne Hathaway für LES MISERABLES, ein Film, mit dem ich auch nie wirklich warm werde. RED DUST ist ein Justiz-Filmdrama, das sich mit der Wahrheits- und der Versöhnungskommission in Südafrika auseinandersetzt (heißt: politisch motivierte Verbrechen zu verhandeln, die während der Apartheid begangen worden waren). In dem Film geht es speziell um Alex (wunderbar: Chiwetel Ejiofor), der das Verschwinden seines Freundes Steve mit Hilfe von Anwältin Sarah (Hilary Swank) aufklären will. RED DUST bietet anspruchsvolle Filmkost und fällt überraschend glaubwürdig aus, dank des gelungen und klugen Drehbuchs. Swank und Ejiofor harmonieren wunderbar miteinander.

07/10




8. IRON JAWED ANGELS (2004) Regie: Katja Von Garnier


Ich mag den Filmtitel „Alice Paul: Der Weg ins Licht“ nicht wirklich, wie so oft bei den meisten deutschen, schwachsinnigen Übersetzungen. Der Weg ins Licht, was soll denn das schon wieder bedeuten?! Egal, dieser eher kleine Fernsehfilm von HBO wurde von der deutschen Katja Von Garnier insziniert, im Kern geht es um Alice Paul (Hilary Swank) und Lucy Burns (Frances O’Connor), zwei Aktivistinnen, die zwischen 1912-20 für das US-Frauenwahlrecht kämpften und die für ihren Einsatz im Gefängnis landen und in Hungerstreik treten, bis die Öffentlichkeit von ihren extremen Bedingungen und der brutalen Zwangsernährung Wind bekommt. Der Film wurde überwiegend von den Kritikern positiv aufgenommen und das ist er auch, rundum aufklärend sehenswert, überzeugend dargestellt und gekonnt in Szene gesetzt. Die fabelhafte Anjelica Huston hat hier auch ein paar schöne Kurzauftritte, dafür gab’s einen Golden Globe, Swank war ebenfalls für einige Darstellerpreise nominiert.

07/10



7. FREEDOM WRITERS (2007) Regie: Richard LaGravenese
 
Eine ambitionierte Lehrerin, die versucht eine anfangs schwierige und rassistisch vergiftete Klasse zu unterrichten. Kommt einem bekannt vor? Ja natürlich, da gab es schon mal in den 90ern DANGEROUS MINDS mit Michelle Pfeiffer in der Hauptrolle und im direkten Vergleich gefiel mir DM weitaus besser. Aber FREEDOM WRITERS ist beileibe kein schlechter Film, er basiert auf wahre Begebenheiten, die echte Erin Gruwell hat ihre Erlebnisse aufgeschrieben und veröffentlicht, Richard La Gravenese hat den Stoff nicht großartig, aber doch ganz annehmbar und sehenswert verfilmt (meiner Meinung nach sollte er überwiegend mehr Drehbücher schreiben, denn Regie führen, da bewies er in der Vergangenheit ein stets sichereres Händchen). Swank überzeugt in dieser einfühlsamen Rolle. Ich weiß nur immer noch nicht, was ich von Patrick Dempsey halten soll.
07/10



6. THE GIFT – DIE DUNKLE GABE (2000) Regie: Sam Raimi
 
Dieser Mystery-Film gehört streng genommen der wie immer ausgezeichneten Cate Blanchett, die hier als verwitwete Wahrsagerin mit besonderer Begabung anderen die Karten legt und ihre Zukunft voraussagt. Hilary Swank (Vokuhila-Alarm!) spielt hier nur eine kleine Nebenrolle, nämlich als die geprügelte Ehefrau von Beauty Keanu Reeves. Die anderen Darsteller agieren ebenso glaubwürdig wie großartig, neben Greg Kinnear und Katie Holmes überzeugt aber vor allem Giovanni Ribisi als psychisch gestörter Autohändler Buddy, dessen Schicksal in dem Film eine tragende Rolle spielen wird. Warum dieser talentierte Schauspieler bisher noch seinen Durchbruch nicht geschafft hat, ist mir schleierhaft. Der Film selbst bietet eine fesselnde Atmosphäre, wenn auch anfangs eher moderat erzählt steigt die Spannung ungebremst von Szene zu Szene, bis zum zufrieden stellenden Finale. Im Kino war THE GIFT kein überragend großer Erfolg, aber nach der DVD Veröffentlichung mauserte sich  dieser vom Sleeper zum Genre-Hit. Gut gemacht, Sam Raimi (dem wir auch DER TANZ DER TEUFEL zu verdanken haben). Leider immer noch zu unbekannt und eine klare Empfehlung meinerseits.

08/10



5. BETTY ANNE WATERS (2010) Regie: Tony Goldwyn

 

Nach RED DUST noch ein Film, in dem Swank eine Anwältin spielt, das auf wahre Begebenheiten basiert. Hier versucht sie ihren an einem Mord mit Vergewaltigung beschuldigten Bruder aus dem Knast zu retten. Sie holt ihren Highschool-Abschluß nach und fängt an hartnäckig Jura zu studieren, da sie als einzige von seiner Unschuld überzeugt ist. Der Cast ist exzellent: Neben Swank agieren Sam Rockwell (ihr verurteilter Bruder), Peter Gallagher, Minnie Driver, Melissa Leo (leider hier viel zu kurz zu bewundern), Clea DuVall und Juliette Lewis in einer sehr genialen Rolle als rachsüchtige Asi-Braut Roseanna Perry. Regisseur Goldwyn (normalweise Schauspieler, bekannt als Patrick Swayzes gierig böser Bruder aus GHOST – NACHRICHT VON SAM) hat hier fast alles richtig, stimmig und überzeugend gemacht, es gibt wenig zu bemängeln meiner Meinung nach. Aber eine Tatsache stört mich dann schon etwas und zwar das geschönte und zu sehr harmonische Ende dieser Geschwisterliebe. Wer nämlich etwas über den echten Kenny Waters recherchiert erfährt interessanter weise, dass dieser nach fast zwei Jahrzehnten unschuldigen Gefängnisaufenthalt und dem Kampfgeist seiner Schwester nur sechs Monate nach seiner Entlassung (und das muss Ironie sein!) bei einem Klettersturz ums Leben kommt. Das wird hier nicht erwähnt, nicht mal im Abspann. Life Is A Bitch And Then You Die, Kenny! Immerhin starb er als freier Mann. Parallelen zu ERIN BROKOVICH oder DEAD MAN WALKING lassen sich auch nicht so leicht verleugnen. Mir hat der Film trotzdem ganz prima und gut unterhalten.
08/10
 

4. 11:14 (2003) Regie: Greg Marcks


Ein kleiner, aber feiner und origineller Independent-Film und damals eine echte Überraschung für mich. Wie ein verschachteltes Puzzle, das langsam chronologisch rückwärts erzählerisch zu recht gerückt wird. Hier geht es u.a. um einen Unfall, nein eigentlich streng genommen um zwei Unfälle und einen abgetrennten Penis… und natürlich diese Uhrzeit 11:14 in der Abendstunde. Klingt etwas kurios, ich weiß, aber am Ende ergibt sich ein Gesamtbild der schrulligen Ereignisse und kein Zuschauer bleibt Schulterzuckend zurück, versprochen. Wunderbar clever gemacht, auch der schwarze Humor ist super. Für sein Debüt hat Greg Marcks einen sehr unterhaltsamen und sehenswerten Episoden-Film geschaffen, interessanter weise hat man leider von ihm seit dem nichts mehr gehört oder gesehen, was sehr schade ist. Hier gibt es auch noch Patrick Swayze als treusorgenden Vater und die hervorragende Barbara Hershey zu bestaunen. Swank durfte sich eine Zahnspange ankleben lassen und mimt hier eine etwas einfältige Supermarkt-Angestellte, die ausgeraubt wird. Der Film besitzt längst Kultstatus. Anschauen, es lohnt sich!
8.5/10



3. INSOMNIA – SCHLAFLOS (2002) Regie: Christopher Nolan
 
Nach dem genialen MEMENTO hat Christopher Nolan diesen fantastischen Thriller gedreht, eine Neuverfilmung des norwegischen Films TODESSCHLAF aus dem Jahr 1997. Hier sehen wir einen schlaflosen Al Pacino, der versucht einen Mordfall in Alaska aufzuklären, unterstützt wird er dabei von Jungpolizistin Hilary Swank, die eine Lektion für’s Leben lernen wird. Gegen seinen Typ besetzt spielt hier Robin Williams den Bösewicht, das hat er auch schon kurz zuvor in dem ebenfalls sehr sehenswerten ONE HOUR PHOTO ganz überzeugend hingekriegt. Mit Hilfe von Kamermann Willy Pfister gelingt Nolan ein Film, der sowohl optisch, atmosphärisch als auch darstellerisch für jeden Cineasten keine Wünsche offen lässt. Sehr subtil als auch präzise stark umgesetzt, Herr Nolan. Danach hat er Batman aus der Versenkung geholt und ihm ein mehr als würdiges Comeback verschafft.

09/10



2. MILLION DOLLAR BABY (2004) Regie: Clint Eastwood



Angeblich war ursprünglich Sandra Bullock für die Hauptrolle vorgesehen, die aber abgesprungen ist… da hätte ich nur zu gern gewusst, warum Sandra?! War ihr vielleicht die Rolle doch etwas ‚zu hoch‘? Es muss doch von jedem Schauspieler ein Traum sein mit Altmeister und Ikone Clint Eastwood zusammen zuarbeiten. Jedenfalls ging der Part dann auch (glücklicherweise) an Swank und die hat mit dieser Rolle hochverdient ihren 2ten Oscar gewonnen. Alle haben hier von diesem Film profitiert, Morgan Freeman und Eastwood wurden ebenfalls geehrt, der Film selbst wurde als der Beste des Jahres ausgezeichnet. Swank spielt hier ein sogenanntes ‚White-Trash‘-Girl das nur einen einzigen Traum hat, nämlich Profiboxerin zu werden. Zähneknirschend lässt sich Eastwoods Figur darauf ein sie zu trainieren, der aber selbst privat keinen wirklichen Seelenfrieden findet. Der verbale Schlagabtausch zwischen Eastwood und Freeman sind Kinomagie pur. Der Film behandelt zudem auch ein sehr sensibles Tabuthema, der den Verantwortlichen nicht nur Beifall beschert hat. Wer den Film bisher noch nicht gesehen hat, wird vermutlich am Ende feuchte Augen kriegen.
9.5/10



1.      BOYS DON’T CRY (1999) Regie: Kimberly Peirce
 
Brandon (Hilary Swank) ist ein dufter Typ, mit dem man Pferde stehlen kann: der schmächtige Junge ist charmant, kann gut küssen und ist immer für einen Scherz gut. Wie einige Mädchen und insbesondere die schöne Lana (Chloé Sevigny) im gottverlassenen Kaff Falls City, Nebraska feststellen dürfen. Da gibt es nur ein Problem: In Wirklichkeit ist Brandon das Mädchen Teena Brandon; sie ist unglücklich und erzählt lügen, denn sie hat keine Mutter in Florida, keinen Vater in Hollywood und auch keine Schwester, die Model ist ... Im rauhen, aber biergesättigt herzlichen Milieu der weissen Unterschicht mag man sich als kleinkrimineller Slacker Ansehen erwerben, aber bei sexuellen Abweichungen sieht das schon ganz anders aus. Als Brandons Lügengespinst auffliegt, kommt es zur Katastrophe, er bekommt es mit Lanas Jugendfreund John (Peter Sarsgaard) zu tun, der gerade mal nicht einsitzt, und dessen debilem Buddy Tom.

BOYS DON’T CRY ist eine Mischung aus Road-Movie und Selbstfindungsdrama, ein aufwühlender Film über eine junge Frau, die lieber ein Mann wäre, aber an der Intoleranz einer konservativen Provinzgesellschaft und der Fragilität des Selbstbewusstseins anderer Männer scheitert. Als sich herausstellt, dass Brandon in Wirklichkeit eine Frau ist, glauben zwei Kleinkriminelle, die auf die Verkleidung hereinfielen, sie bestrafen und die Ordnung wiederherstellen zu müssen.
Die Tragödie basiert auf einer wahren Begebenheit in Nebraska: Teena Brandon wurde 1993, knapp drei Wochen nach ihrem 21. Geburtstag, ermordet. Die Regisseurin Kimberly Peirce drehte darüber zunächst einen Kurzfilm, 1999 dann mit einer anderen Besetzung ihr
en ersten abendfüllenden Film: BOYS DON’T CRY.

S
wankss Schauspiel ist eindrucksvoll, sie reißt die Zuschauer mit, weil es ihr gelungen ist, die schwierige Rolle nuanciert, überzeugend und fern von Klischees zu spielen, nämlich als einen Menschen mit Fehlern und Schwächen. Die damals 25-jährige soll sich auf die Dreharbeiten vorbereitet haben, indem sie sich einen Monat lang als Mann ausgab.
Keine Frage, dieser Film schmeckt nicht jedem, da er ziemlich kühl und ungeschönt daherkommt, vermittelt aber eine doch sehr wichtige Botschaft: Toleranz und Achtung vor der Menschenw
ürde. Stark, bleibt im Gedächtnis haften.

10/10