
Astronaut Matt Kowalski (George Clooney) und Ingenieurin Dr.
Ryan Stone (Sandra Bullock) mitsamt dritten Kollegen führen Reparaturarbeiten am
einen Weltraumteleskop durch. Im permanenten Kontakt mit der NASA
Kommando-Zentrale in Houston bekommen sie mit, dass ein russischer Satellit im Erdorbit
zerstört wurde und die Trümmerteile nun ziellos in der Umlaufbahn umher
fliegen. Nach dem ersten Funkspruch zuerst als nicht bedrohlich eingestuft wird
dann allerdings schnell klar, dass die unberechenbare Katastrophe kurz
bevorsteht. So zerstören die Trümmereinschläge die Funkverbindung zu Houston,
den Arbeitsplatz von Kowalski und Stone, als auch das Space-Shuttle der Beiden und
der Überlebenskampf beginnt.
Es hat Zeit gebraucht, Cuaróns Fiktion so umzusetzen, bis
die Digital Technik das erlauben konnte, was sich der mexikanische Visionär als
Endprodukt vorgestellt hat, aber das Warten hat sich gelohnt. Das Ergebnis ist bestechend
bis wegweisend ausgefallen und mit seinen angenehmen 90 Minuten Spielzeit glücklicherweise
auch nicht unnötig in die Überlänge oder Langeweile abgedriftet.
Das Abenteuer beginnt mit einer eindrucksvollen ungeschnittenen
13-minütigen Szene, bei dem wir mit Clooney zusammen in der Schwerelosigkeit gleiten,
allerdings ist es dann auch schon bald vorbei mit der Ruhe, das Unglück bricht gnadenlos
herein und die Sauerstoffreserven werden allmählich knapp. Menschliche Großthemen
wie Einsamkeit, Angst und der Tod spielen in diesem Weltraum-Thriller die
Hauptrolle. Und eine Art Reinkanation.
Die Bildersprache in GRAVITY ist bahnbrechend.
Verantwortlich hierfür ist Emmanuel Lubezki, der schon für seine Arbeit in den
Filmen THE TREE OF LIFE und SLEEPY HOLLOW hochgelobt wurde. Auch die musikalische
Untermalung ist sehr wirksam und gelungen, Komponist Steve Price und
Sound-Designer Glenn Freemantle haben hier den richtigen Ton getroffen. Viele Kritiker
bemängelten etwas das doch arg reduzierte Drehbuch, ich habe mich persönlich
nicht daran gestört, denn GRAVITY ist in erster Linie vor allem ein optisches
Erlebnis. Das letzte, was ich mir gewünscht hätte, wäre ein unangemeldeter
Besuch von irgendwelchen Außerirdischen, die den Überlebenskampf für die
Protagonisten nur noch mehr zu erschweren. OK, die etwas nervige Country-Musik von
Space Cowboy Clooney hätte man auch gern
weglassen können….vielleicht sind auch deswegen die Aliens weggeblieben.
Schön auch, wie Cuarón sich vor anderen Genre-Klassikern
elegant verbeugt und diesem seine Ehre erweist, wie z.B. die Szene, in der
Bullock zum ersten mal ihren Astronauten-Anzug auszieht und sich dann in
Unterwäsche wie ein Fötus zusammenrollt (und somit metaphorisch eine ‚Wiedergeburt‘
erlebt, zusammenhängend mit einer tragischen Backstory der Protagonistin).
Kubricks 2001: ODYSSEE IM WELTRAUM lässt schön grüßen, ebenfalls denkt man natürlich
auch an DIE Ikone des Weltraum-Horrors, Sigourney Weaver’s Ellen Ripley aus ALIEN!
Der großartige Schauspieler Ed Harris ist zwar keine Sekunde im Film zu sehen,
dafür hört man im Original seine markante Stimme als Mission Control aus
Houston von der Erde….das ist dann auch eindeutig eine Hommage an APOLLO 13 von Ron Howard.
George Clooney agiert gewohnt mit leicht schwätziger Ironie
seine Rolle, streng genommen ist er aber nur eine Nebenfigur in diesem Schauspiel
und das ist klug gewählt, denn durch seine Coolness versuchen die Macher eine
Balance zu halten zwischen Kowalski und Stone, die Bullock durchweg fast nur
ernst darstellt.
Das Spiel von Sandra Bullock ist dann auch weitaus
interessanter und geht tiefer als Clooneys Performance und bildet somit die
Kernfigur in diesem Blockbuster. Die Bullock gehört nicht wirklich zu meinen Lieblingsschauspielerinnen,
wohl aber zu den sympathischsten. Die sonst überwiegend Komödien-erprobte
Bullock hat hier eine astreine Abräumer-Rolle ans Land gezogen, bereits
Oscar-prämiert ist diese Frau, für das doch
sehr mittelmäßige THE BLIND SIDE, bei dem ich immer noch der Meinung
bin, dass Sie diese Auszeichnung wohl eher wegen ihrer Popularität erhalten
hat, denn im selbigen Jahr waren mindestens zwei Schauspielerinnen (nämlich Carey
Mulligan und Gabourey Sidibe), die den Preis mehr verdient hätten, wenn es denn
fair bei diesen Veranstaltungen zugehen würde. Wie auch immer, Bullock werden
aktuell große Chancen für eine erneute Nominierung ausgerechnet, darf man aber
den Buchhaltern und Kritikern glauben, wird Sie wohl gegen die glanzvolle Cate Blanchett (wohl zu Recht) für Woody
Allens neustem Film BLUE JASMINE (der Trailer ist wundervoll!) den kürzeren
ziehen. Wie immer das auch ausgehen wird, die Bullock hat mich mit dieser
Vorstellung zumindest jetzt auf alle Fälle überzeugt und auch gekriegt! By The Way, ursprünglich
waren für diese Rollen u.a. Robert Downey Jr. und Angelina Jolie vorgesehen.
Ja, für solche Filme ist das Kino gemacht. Der letzte tolle
3-D Film, den ich gesehen habe war LIFE OF PI. Das ist der absolut sehenswerte
Nachfolger und auch einer der besten Filme des Jahres 2013, ein optisch beeindruckend
und dramaturgisch intensives Erlebnis. Diesmal sag ich auch: Please believe the
Hype!
9.5/10
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