Mittwoch, 9. Oktober 2013

Gravity (2013)


Geschlagene vier Jahre hat sich Regisseur Alfonso Cuarón (CHILDREN OF MEN) für sein neuestes Werk Zeit gelassen. In 3-D gefilmt hat der Streifen bereits soviel Lob im Vorfeld erhalten, das man zwar gespannt, aber auch mit einem kritischem Augenzwinkern bewaffnet war, was einem da letztlich auf der großen Leinwand erwarten wird. Als einer der ‚Besten-ScFi-Filme‘ wurde dieser großmäulig angekündigt, selbst James Cameron, verantwortlich für die zwei kommerziell erfolgreichsten Filme aller Zeiten,  hat dem Film seinen Ritterschlag erteilt. Don‘t believe the Hype! Oder vielleicht doch? Die Geschichte ist schnell erzählt.

Astronaut Matt Kowalski (George Clooney) und Ingenieurin Dr. Ryan Stone (Sandra Bullock) mitsamt dritten Kollegen führen Reparaturarbeiten am einen Weltraumteleskop durch. Im permanenten Kontakt mit der NASA Kommando-Zentrale in Houston bekommen sie mit, dass ein russischer Satellit im Erdorbit zerstört wurde und die Trümmerteile nun ziellos in der Umlaufbahn umher fliegen. Nach dem ersten Funkspruch zuerst als nicht bedrohlich eingestuft wird dann allerdings schnell klar, dass die unberechenbare Katastrophe kurz bevorsteht. So zerstören die Trümmereinschläge die Funkverbindung zu Houston, den Arbeitsplatz von Kowalski und Stone, als auch das Space-Shuttle der Beiden und der Überlebenskampf beginnt.

Es hat Zeit gebraucht, Cuaróns Fiktion so umzusetzen, bis die Digital Technik das erlauben konnte, was sich der mexikanische Visionär als Endprodukt vorgestellt hat, aber das Warten hat sich gelohnt. Das Ergebnis ist bestechend bis wegweisend ausgefallen und mit seinen angenehmen 90 Minuten Spielzeit glücklicherweise auch nicht unnötig in die Überlänge oder Langeweile abgedriftet.
Das Abenteuer beginnt mit einer eindrucksvollen ungeschnittenen 13-minütigen Szene, bei dem wir mit Clooney zusammen in der Schwerelosigkeit gleiten, allerdings ist es dann auch schon bald vorbei mit der Ruhe, das Unglück bricht gnadenlos herein und die Sauerstoffreserven werden allmählich knapp. Menschliche Großthemen wie Einsamkeit, Angst und der Tod spielen in diesem Weltraum-Thriller die Hauptrolle. Und eine Art Reinkanation.

Die Bildersprache in GRAVITY ist bahnbrechend. Verantwortlich hierfür ist Emmanuel Lubezki, der schon für seine Arbeit in den Filmen THE TREE OF LIFE und SLEEPY HOLLOW hochgelobt wurde. Auch die musikalische Untermalung ist sehr wirksam und gelungen, Komponist Steve Price und Sound-Designer Glenn Freemantle haben hier den richtigen Ton getroffen. Viele Kritiker bemängelten etwas das doch arg reduzierte Drehbuch, ich habe mich persönlich nicht daran gestört, denn GRAVITY ist in erster Linie vor allem ein optisches Erlebnis. Das letzte, was ich mir gewünscht hätte, wäre ein unangemeldeter Besuch von irgendwelchen Außerirdischen, die den Überlebenskampf für die Protagonisten nur noch mehr zu erschweren. OK, die etwas nervige Country-Musik von Space Cowboy Clooney  hätte man auch gern weglassen können….vielleicht sind auch deswegen die Aliens weggeblieben.

Schön auch, wie Cuarón sich vor anderen Genre-Klassikern elegant verbeugt und diesem seine Ehre erweist, wie z.B. die Szene, in der Bullock zum ersten mal ihren Astronauten-Anzug auszieht und sich dann in Unterwäsche wie ein Fötus zusammenrollt (und somit metaphorisch eine ‚Wiedergeburt‘ erlebt, zusammenhängend mit einer tragischen Backstory der Protagonistin). Kubricks 2001: ODYSSEE IM WELTRAUM lässt schön grüßen, ebenfalls denkt man natürlich auch an DIE Ikone des Weltraum-Horrors, Sigourney Weaver’s Ellen Ripley aus ALIEN! Der großartige Schauspieler Ed Harris ist zwar keine Sekunde im Film zu sehen, dafür hört man im Original seine markante Stimme als Mission Control aus Houston von der Erde….das ist dann auch eindeutig eine Hommage an  APOLLO 13 von Ron Howard.

George Clooney agiert gewohnt mit leicht schwätziger Ironie seine Rolle, streng genommen ist er aber nur eine Nebenfigur in diesem Schauspiel und das ist klug gewählt, denn durch seine Coolness versuchen die Macher eine Balance zu halten zwischen Kowalski und Stone, die Bullock durchweg fast nur ernst darstellt.

Das Spiel von Sandra Bullock ist dann auch weitaus interessanter und geht tiefer als Clooneys Performance und bildet somit die Kernfigur in diesem Blockbuster. Die Bullock gehört nicht wirklich zu meinen Lieblingsschauspielerinnen, wohl aber zu den sympathischsten. Die sonst überwiegend Komödien-erprobte Bullock hat hier eine astreine Abräumer-Rolle ans Land gezogen, bereits Oscar-prämiert ist diese Frau, für das  doch  sehr mittelmäßige THE BLIND SIDE, bei dem ich immer noch der Meinung bin, dass Sie diese Auszeichnung wohl eher wegen ihrer Popularität erhalten hat, denn im selbigen Jahr waren mindestens zwei Schauspielerinnen (nämlich Carey Mulligan und Gabourey Sidibe), die den Preis mehr verdient hätten, wenn es denn fair bei diesen Veranstaltungen zugehen würde. Wie auch immer, Bullock werden aktuell große Chancen für eine erneute Nominierung ausgerechnet, darf man aber den Buchhaltern und Kritikern glauben, wird Sie wohl gegen die glanzvolle  Cate Blanchett (wohl zu Recht) für Woody Allens neustem Film BLUE JASMINE (der Trailer ist wundervoll!) den kürzeren ziehen. Wie immer das auch ausgehen wird, die Bullock hat mich mit dieser Vorstellung zumindest jetzt auf alle Fälle  überzeugt und auch gekriegt! By The Way, ursprünglich waren für diese Rollen u.a. Robert Downey Jr. und Angelina Jolie vorgesehen.

Ja, für solche Filme ist das Kino gemacht. Der letzte tolle 3-D Film, den ich gesehen habe war LIFE OF PI. Das ist der absolut sehenswerte Nachfolger und auch einer der besten Filme des Jahres 2013, ein optisch beeindruckend und dramaturgisch intensives Erlebnis. Diesmal sag ich auch: Please believe the Hype!

9.5/10

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