Genau übrigens wie der gesamte Film und ich schreibe es tunlichst gleich vorweg: Ich halte DER HOBBIT für kein Meisterwerk, wie es hier und da so gern lobgepreist wurde. Das ist aber natürlich nur meine persönliche, bescheidene Meinung und letztlich kann man es am Besten beurteilen, wenn man die komplette Trilogie gesehen hat (ähnlich wie bei DER HERR DER RINGE, obwohl da jeder einzelne Film schon an für sich großartig ist), das dauert aber dann noch ungefähr so ein ganzes Jahr.
Es hatte wohl einen triftigen Grund, warum zuerst DER HERR DER RINGE verfilmt worden ist und nicht DER HOBBIT. Ersteres ist die weitaus spannendere, komplexere und stärkere Geschichte und eindeutig für ein Erwachsenenpublik zugeschnitten, wohingegen DER HOBBIT als Kinderbuch mit gerade mal 336 Seiten relativ schnell und flüssig zu lesen ist und inhaltsmäßig überschaubar bleibt (ich habe das Buch vor einigen Jahren gelesen). Zu HERR DER RINGE muss man eigentlich auch gar nichts mehr weiter schreiben, sowohl literarisch als auch filmisch sind es unbestritten Meisterwerke, die unerreicht bleiben. Als es die Runde machte, dass DER HOBBIT nun auch verfilmt wird, waren Filmfreunde in aller Welt verzückt. Zuerst war Kino-Visionär Guillermo Del Toro als Regisseur vorgesehen, der aber irgendwann hinschmiss (angeblich aufgrund von Verzögerungen, die hauptsächlich wegen finanzieller Probleme der Produktionsfirma MGM verursacht wurden, man mag es kaum glauben). So wurde Peter Jackson wieder ins Boot geholt und die Vorfreude hielt sich eisern bis zum Starttermin…und dann kam (zumindest für mich) die schnelle Ernüchterung.
Natürlich ist DER HOBBIT kein schlechter Film, wer taucht nicht gerne in eine Fantasiewelt wie die des J.R.R. Tolkien ein, ich bin gern dabei. Er ist sicherlich außerordentlich gefilmt, aber warum zum Teufel muss Jackson eine Trilogie daraus machen, bei dem der erste Teil allein schon knapp 170 Minuten lang ist? Der Mann hat über die Jahre einiges an Körpergewicht verloren, sein Ego scheint dagegen gewachsen zu sein, nicht nur das er als Erster das Ganze in der neuen HFR-Technik gedreht hat (dazu später mehr), nein der Film hat noch ein anderes Problem.
Ich hatte am Ende den Eindruck, nicht nur das die erste
Stunde viel zu langatmig und sehr dialoglastig geworden ist, schlimmer noch:
Peter Jackson wollte es scheinbar wirklich jedem Recht machen und genau da
scheitert er. Nicht nur das er von der Romanvorlage abweicht und Neues
hinzufügt (erstmal auch gar nicht so gravierend), aber das Resultat ist in der
Tat für meinen Geschmack relativ unausgewogen geworden, denn ist die
Buchvorlage doch eher einfach gehalten, wird in der Verfilmung hin und her
gewechselt. Ich habe mich tatsächlich (und hauptsächlich in der ersten Stunde)
teilweise richtig gelangweilt. Es gibt Szenen, wie aus dem Buch, die für
Kinderaugen geeignet sind, dann wieder etwas Herr der Ringe, nur mit etwas mehr
Blut. Es fallen aber auch so eindeutige filmische Parallelen zu HDR und HOBBIT
auf: Statt Frodo geht Bilbo auf die Reise, gut geschenkt, gehört zur Geschichte.
Gandalf stößt sich in Bilbos Heim wieder den Kopf und demonstriert seine Macht
durch‘s ….naja, bekannt, das haben wir alles schon so oder ähnlich gesehen,
nichts Neues also. Der Albino-Ork taucht gar nicht im Buch auf (das heißt
schon, aber in der Vorlage ist er bereits tot), so macht er im Film gnadenlos
Jagd auf die Zwerge (um eindeutig die Spannung im Film zu erhalten, würde ich
meinen). Es werden Fremdsprachen gesprochen, die so auch nicht in der Vorlage
auftauchen, genau wie die ganzen Dynastien etc. Und was Elbenfürstin Galadriel (Cate Blanchett)
und Saruman (Christopher Lee) in dem Film verloren haben, frage ich mich auch. Ich
habe stark die Vermutung, dass Peter Jackson sein eigenes persönliches Opus
Magnum erschaffen will, das kann er ruhig tun oder versuchen (er hat es meiner
Meinung schon mit der HDR-Trilogie längst geschafft), künstlerische Freiheit
nennt man das, aber müssen es wirklich zusätzlich 3 überlange Filme werden? Die
Magie, die HDR von Anfang an ausstrahlte, konnte ich bei diesem Werk leider nicht
wahrnehmen. Ja, ich weiß, es ist der erste Teil, zwei weitere werden noch folgen,
Ruhig Blut. George Lucas hatte es allerdings auch versucht (nur böse Menschen
würden ihm Profit, anstatt Künstlerisches Schaffen vorwerfen, oder?!) und das Ergebnis
ist ebenso nicht gerade auf breite Zustimmung gestoßen (mich eingeschlossen). Ich
weiß, ich bin etwas voreilig mit meiner Einschätzung, aber ich bleibe erstmal misstrauisch.
Vielleicht liegt aber auch (nach dem grandios
unbestrittbaren HDR-Erfolg) die Messlatte für Jackson so verdammt hoch, dass er
unterm Strich tatsächlich es nicht wirklich jedem Recht machen kann.
Aber es gibt natürlich auch Positives zu berichten. Als eindeutiger
Glücksgriff erwies sich die Hauptrollenbesetzung des Bilbo durch den
exzellenten Martin Freeman, der zuvor vielen aus der sehr beliebten BBC-Serie
SHERLOCK bekannt sein durfte. Freeman spielt wunderbar, genau wieder wie
Gandalf, mit dem Weltklasse-Schauspieler Ian McKellen (wer GODS AND MONSTERS
noch nicht gesehen hat, bitte nachholen!). Die allerbeste Szene für mich war
auch die Begegnung mit Bilbo und Gollum, in dem dann erzählt wird, wie der Ring
(von deren Wichtigkeit Bilbo da noch nicht gewusst haben kann) in seinen Besitz
kam.
Auf die Gefahr hin, dass ich mich hier bei einigen unbeliebt
mache (vermutlich habe ich das schon bei einigen Hardcore-Fans mit dem bereits
Verfassten), möchte ich hier noch etwas zum 3D-Boom in den Kinos schreiben und vor
allem was ich davon halte: wenig bis gar nichts nämlich. Das AVATAR, dass alles
vor Jahren ins Rollen brachte, ein guter Film ist, der aber hauptsächlich wegen
seiner sehr sehenswerten Special Effects zu sehen lohnt, geht in Ordnung. Ich
will hier nicht den Klugscheißer raushängen lassen, aber mir war damals relativ
schnell klar, als die Kinos auf 3D umgerüstet haben, das nach Camerons
Sensationserfolg es eigentlich nur noch Berg ab gehen kann. Waren die Leute
wirklich so naiv zu glauben, dass jeder Film wie AVATAR aussehen wird? Was
folgte waren oft ziemlich miese 3D Versuche (am allerschlimmsten die, die erst
in der Produktion von 2D auf 3D um projeziert wurden), die eine Frechheit und
das Eintrittsgeld einfach nicht wert waren. Offen gestanden, habe ich DER HOBBIT
nicht in der erhöhten Bildfrequenz (48 statt den üblichen 24 Bilder pro
Sekunde) gesehen und ich bezweifele auch mal das Hobbits und Zwerge in extremer
Bildschärfe auch wirklich sexy für’s Auge rüberkommen. Auch das was ich so an
Stimmen von denjenigen, die den Film mit dieser HFR-Technik im Lichtspielhaus
gesehen haben, waren nicht alle sonderlich positiv gestimmt. DER HERR DER RINGE
kam ohne diese Technik aus und sieht immer noch zeitlos grandios aus. Die 3D-Effekte
sind vielleicht ein netter Nebeneffekt, aber brauchen wir diese wirklich? Ein
gelungenes Drehbuch ist und bleibt das A und O, damit steht oder fällt ein
Film. So einfach ist das.
Spannend auch die Frage, wie das Ergebnis wohl bei Guillermo
del Toro ausgesehen hätte. Übrigens, wenn es neben DER HERR DER RINGE ein Werk
in Jacksons Filmografie gibt, dass ich immer wieder gern anschaue, dann ist es
HEAVENLY CREATURES von 1994, das der
damals eher unbekannten Kate Winslet die erste größere Hauptrolle beschert hat,
good Choice Peter.
Am Ende erwacht jedenfalls der Drache aus dem Schlaf und
dann blinzelte in mir doch noch die Hoffnung auf, das es beim zweiten Teil SMAUGS
EINÖDE noch etwas mehr in Richtung
Großtat aufwärts geht. Der Trailer lässt es überaus erhoffen. Der Streifen ist
diese Woche in Deutschland angelaufen und als erstes vergebe ich:
07/10
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